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Verfolgt man in diesem Frühling die Meerforellen Szene, so kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Überall wimmelt es nur so von Fangberichten, Geschichten über unglaubliche Fänge und den abenteuerlichsten Legenden über spektakuläre Drills. Ist all dies Wahrheit oder nur der Wunschglaube einiger verrückter Mefofreaks? Ich will mit den folgenden Zeilen versuchen ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen.

Monster © A.Nast
Monster © A.Nast

Meerforellen im Februar

Mein Mefofrühling in diesem Jahr begann gemeinsam mit meinem Freund Dirk am 6. Februar bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, lausig kaltem Ostwind und Eis in den Rutenringen. Das Wasser der Ostsee hatte zu dieser Zeit gerade mal ein bis zwei Grad und damit standen die Aussichten auf Forelle nicht gerade gut. Dennoch trotzten Dirk und ich erfolgreich dem kalten Ostwind. Dirk drillte einen spektakulären Dorsch von 76 cm mit einem Gewicht von 4,5 kg. Der Dorsch biss auf einen rot-schwarzen 30g Snaps Draget, weit drau?en. Eine Stunde vorher konnte ich mit der rot-schwarzen Keule eine schöne 42 cm lange Forelle landen.

So viel zu den Erfolgsaussichten. Der Dorsch und die Forelle blieben die einzigen Fische des Tages, obwohl wir ausdauernd von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr im kalten Wasser fischten. Im Februar folgten dann noch zwei weitere Versuche, jedoch zeigten sich die Silberbarren von ihrer launischen Seite. Doch das sollte sich bald ändern.

Monster © A.Nast
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Erfolge im März

Es kam der März und mit ihm eine grandiose Woche mit milden Temperaturen und einer Menge Forellen. Es war die Woche vor Ostern und ich verbrachte diese mit meiner Familie in Boltenhagen, im schönen Mecklenburg-Vorpommern. Schon der erste Versuch am Montag brachte eine schöne silberne 50er, die dem rot-schwarzen Snap Draget nicht widerstehen konnte.

Ich wußte Heute kommt der Große

Am Dienstag folgten dann zwei weitere kleinere Fische. Der Mittwoch begann mit einem lauen NW-Wind und frühlingshaften Temperaturen und ich ahnte beim Frühstück noch nicht was mich am Wasser erwarten sollte. Dort angekommen traf ich einige bekannte Angler, die schon kleinere Forellen gelandet hatten. Das sah wirklich gut aus. Also rein ins Wasser, erster Wurf und sofort Biss. Eine 45er hatte sich den Blinker genommen, von wegen Fisch der 1000 Würfe. Landung, abhaken und wieder zurück mit mir und dem Fisch ins nasse Element. Der ersten Mefo folgten dann noch einige weitere Fische bis 55 cm, die alle wieder schwimmen durften. Ich wollte die Mutter aller Meerforellen und ich wurde mir immer sicherer, heute würde es klappen. So in Gedanken und voller Erwartung stand ich bis zum Bauch im Wasser und fischte einen Wurf nach dem Anderen und da passierte es.

Mein rechter Nachbar hatte einen hammerharten Biss, die Rute krumm bis in das Handteil und die Rollenbremse winselte um Gnade. Er hatte einige Probleme den Fisch unter Kontrolle zu bringen. Ich durchaus beeindruckt fischte automatisch weiter und schaute fasziniert zu, wie mein Nachbar versuchte den Fisch zu landen. Genau in diesem Moment kam das worauf ich gewartet hatte. Mein rot-schwarzer SNAPS war gerade auf dem Wasser aufgekommen, da surrte auch schon die Rollenbremse und die Rutenspitze neigte sich zum Wasser. Das war eindeutig ein großer Fisch und wie um das zu bestätigen zeigte sich die 72er gleich in ihrer ganzen Pracht bei einem tollem Sprung, der mir den Schweiß auf die Stirn trieb.

Vollgepumpt mit Adrenalin

Mein Nachbar hatte es in der Zwischenzeit geschafft seine 71er zu landen und saß voll gepumpt mit Adrenalin am Strand. Meine Forelle tat alles Mögliche um zu entkommen, jedoch musste auch sie sich dann nach einigen weiteren Sprüngen geschlagen geben. Es folgten an diesem denkwürdigen Tag noch zwei weitere 71er Forellen und unglaublich viele kleinere Fische. Ja so kann Meerforellenangeln sein, ist es aber nur sehr selten und es gab auch an diesem grandiosen Tag einige Angler, die als Schneider den Strand verließen.

Am Donnerstag legte ich eine kleine Pause ein und der Freitag brachte dann zum Abschluss noch mal zwei schöne runde 50er, die wieder schwimmen durften.

In der folgenden Woche war ich wieder zurück in Hamburg und wurde von einer Unruhe getrieben. Klare Gedanken waren eigentlich nicht möglich, da ich immer noch die letzte Woche im Kopf hatte. Da half nur eins, Dirk anrufen und am Dienstag fuhren wir dann nach Fehmarn. Aber was wir auch taten, es tat sich nichts. Auch 3000 Würfe hätten uns an diesem Tag vermutlich keine Forelle gebracht. Auf den harten Boden der Tatsachen zurückgekehrt fuhren wir wieder nach Hause. Natürlich hielt es mich nicht lange zu Hause und so war ich am Ostersamstag wieder in Boltenhagen unterwegs.

Monster © A.Nast
Monster © A.Nast

Neuer Tag, neues Glück

Der Tag begann mit starken Nebel und Sprühregen, der sich bis zum Abend auch nicht legen sollte, jedoch begann das Fischen so, wie es das letzte Mal in Boltenhagen aufgehört hatte. Ich probierte einen neuen Köder, den Spöket von Falkfish, der mich in der ersten Stunde drei stramme 50er landen ließ und schon stellte sich wieder dieses gute Gefühl ein, das einem sagte da ist noch mehr drin, weitaus mehr. Und es war mehr drin. Ich hatte gerade einen Wurf ausgefischt und meinen Köder aus dem Wasser genommen, da sah ich 20 m vor mir auf dem Riff die Rücken- und Schwanzflosse einer Forelle.

Ruhig und gelassen buckelte sie vor mir. Mein Anglergehirn schaltete sofort auf Automatik, kurz den Fisch überworfen, zwei Kurbeldrehungen und der Tanz begann mit einem gewaltigen Sprung, der mir sofort klar machte, dass diese Forelle noch größer als die letzte 72er war. Ich hatte die allergrößte Mühe den Sprung zu parieren und die erste Flucht in Richtung Horizont zu bremsen. Dann machte die prachtvolle silberne halt, drehte um und schwamm direkt auf mich zu, so dass ich arge Probleme bekam die Schnur einzukurbeln und auf Spannung zu halten. Einen halben Meter vor mir sprang der Prachtfisch dann im vollen Tempo aus dem Wasser, so dass er fast in meinen Armen landete, um sofort wieder in Richtung offene See zu flüchten.

Das Spiel wiederholte die Schöne dann noch dreimal und verausgabte sich dabei zusehends. Als Fisch und Angler dann völlig alle waren, konnte ich sie endlich über den Kescher, der mir in diesem Moment viel zu klein vorkam, führen und sicher ans Ufer bringen. Das Messen ergab dann eine Länge von 76 cm und ein Gewicht von 5,2 kg. Total fertig musste ich mich erst mal eine Weile ausruhen, um dann völlig geschafft, aber extrem glücklich, nach Hause zu fahren?

Also kurz und knapp. Für mich war es bis jetzt die beste Zeit zum Meerforellenangeln, der Meerforellen Frühling der Extraklasse und ich erwarte nicht unbedingt, dass er so weitergeht, wünsche meinen Angelfreunden und mir aber natürlich viele weitere Fische und vor allem schöne Stunden am Wasser. Mein Dank geht an Jörg Strehlow für die tollen Fotos und die vielen Tipps und Tricks und natürlich auch an Dirk Onischke für die Ausdauer beim Mitangeln.

© 2005 Andreas Nast, mefol

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